CGI aus dem Naehkaestchen

CGI aus dem Nähkästchen

Was computerbasierte Bildgenerierung mit Schnittmustern zu tun hat

CGI ist mittlerweile ein etablierter Begriff in den Unternehmen. Warum aber sollte jemand, der über Software-Programme 3D-Modelle visualisiert, ein Verständnis für Schnittmuster, also einer Vorlage aus dem Schneiderhandwerk, mitbringen? Luisa Heuermann, Medien- Consultant im Bereich CGI, klärt auf.

Wo trifft ein CGI-Artist auf Schnittmuster?

Die meisten prinzipiell erstmal gar nicht. CGI-Artists bewegen sich in der Regel in 3D-Software wie 3ds max, Blender, Maya oder Cinema 4D. Diese erweisen sich als optimal für die Simulation fester Mate­rialien wie Holz, Metalle oder Plastik – und damit für die häufigsten Anwen­dungs­bereiche von CGI heutzutage. Bei der Simulation und Visuali­sierung von Stoffen und Textilien stößt die Software häufig an ihre Grenzen. Hierfür werden spezielle Software-Produkte benötigt, die aus Schnittmustern eine Simulation erstellen. Die Textilien werden dabei virtuell ebenso vernäht wie in der Realität. 

Ein simples Beispiel wäre der Bezug eines Kissens: Oberseite und Unterseite werden mit­einander vernäht und das Kissen wird simuliert. Das ist noch relativ einfach umsetzbar. Schwieriger wird das allerdings bei komplexeren Produkten: Jacken beispielsweise verfügen über Taschen, Inlays, eventuell unterschiedliche Stoffe und vielfältige Nähte. Für eine Visu­ali­sierung ist hier ein ausgeprägtes Textil­ver­ständnis ein unschätzbarer Vorteil.

Wie kommt die Textil-Kompetenz zum CGI-Artist?

Ein Fotograf wird sich vor der Aufnahme immer erkundigen, über welche außergewöhnlichen Merkmale und Funktionen ein zu inszenierender Artikel verfügt. Dasselbe gilt natürlich auch für CGI-Artists – und somit auch für jene, die sich auf die Visualisierung von Stoffen spezialisieren. Die enge Zusammenarbeit mit Menschen aus dem Textil-Background und das Erlernen grundlegender Näh-Techniken und deren Auswirkungen auf die Materialien sind daher wichtige Voraussetzung. Bei Laudert haben wir den Vorteil, dass wir durch die Fashion-Stylisten in unseren Fotostudios bereits über ausgeprägte Textil-Expertise verfügen, von der auch unsere CGI-Artists profitieren.

Wird das Schnittmuster in Zukunft wichtiger für das Marketing?

Das Modellieren von Textilprodukten von Grund auf ist aufwändig. Als besonders praktikabel erweisen sich daher bisher vor allem Cases, bei denen diverse Varianten ähnlicher oder gleicher Form im Blick­punkt stehen – z. B. bei „Never out of Stock“-Artikeln. Neues Design? Mappen – also „virtuell aufdrucken“ – fertig. Sogar Voraus-Tests und virtuelle Prototypen sind dadurch möglich.

Aktuell ist die Modeindustrie in einer spannenden Phase: Hersteller und Lieferanten beschäftigen sich mit der Entwicklung von virtuellen Prototypen und digitalisieren so große Teile ihres Muster-Prozesses. Möglich wäre daher, dass sie in ihren Designprozessen zukünftig bereits selbst auf 3D-Simulation setzen – und der Artist die erstellte Simulation für den Einsatz im Marketing aufhübscht und perfektion­iert. Ein Artikel kann zum Beispiel aus unterschiedlichen Perspektiven für ein Kampagnen-Bild, den Marketplace-Verkauf oder den eigenen Webshop aufbereitet werden – virtuell aus dem einen Datensatz. Wird die Produktentwicklung dreidimensional, werden die Marketing­möglichkeiten größer, besser und variabler. 

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